Gamut Festival
20. + 21. September 2019
Bogen F, Zürich

Freitag 20. September
20:30
Carte Blanche: Laura Schenk - iety
Where is Mr. R ?!
Lotus Eddé Khouri
Jalalu-Kalvert Nelson Unit
FRACHTER

Samstag 21. September
13:00
Denzler-Guionnet – The Practice of Musical Improvisation, Konzert und Talk mit anschliessender Diskussion
20:30
Gamut Kollektiv
Béatrice Graf - Mess-Ages
Pablo Lienhard Φθόγγος
Tommy Lobo
zweikommasieben DJ's

Freitag/Samstag Bar ab 19:30

GamutReWind from Dominik Zietlow

Das Gamut Festival 2019 wurde von Dominik Zietlow in Bild und Ton festgehalten. Dabei wurde das Credo des Kollektivs auf die Aufnahmemethode angewandt. Entstanden ist ein miniDV Tape, welches während den zwei Tagen direkt auf der Kamera durch Vor- und Zurückspulen geschnitten worden ist. Der Film zeigt das komplette miniDV Tape und gibt einen intimen Einblick in das Festival.

experiments in sound and space

Gamut steht für das Forschende, Suchende und Bewegte; ist Nährboden für Ideen, Experimente und Prozesse. Und so bespielen nun schon zum vierten mal Musiker*innen aus der Schweiz, Deutschland, Frankreich und den USA den Bogen F während zweier Tage am Gamut Festival 2019. Darunter finden sich Musiker*innen/Tänzerin aus einer faszinierenden Pariser Szene (Lotus Eddé Khouri, Where is Mr. R ?!, Bertrand Denzler und Jean-Luc Guionnet), neue Klänge aus Luzern, Genf, Zürich (Laura Schenk, zweikommasieben DJs, Béatrice Graf, FRACHTER, Pablo Lienhard) und Berlin (Tommy Lobo), sowie ein Komponist, Trompeter und Avantgardist aus den USA, den es aber nach Biel verschlagen hat (Jalalu-Kalvert Nelson).

Einigen dieser Musiker*innen sind wir im vergangenen Jahr zum ersten Mal begegnet. Sei es bei unserem dreimonatigen Pop-Up Konzertlokal 'schalter' im Bahnhofreisebüro Wipkingen, oder auf unserer Tournee durch Frankreich und Belgien mit dem neu veröffentlichten Album Molecules — eben erst erschienen auf unserem blutjungen Label und Verlag Edition Gamut.

Es hat sich also wieder einiges getan in einem Jahr. Der Austauschgedanke mit verschiedenen Szenen steht erneut im Zentrum, jedoch suchten wir dieses Jahr zusätzlich nach Schnittpunkten zwischen Musik und anderen künstlerischen Ausdrucksformen, die sich gegenseitig bereichern sollen. So haben wir im diesjährigen Programm neben klanglichen Experimenten auch solche, die etwas körperlicher und räumlicher sind. Die Pariser Tänzerin Lotus Eddé Khouri hat beispielsweise eine Komposition für unser Kollektiv geschrieben und sie wird eine Solo-Tanzperformance in der Mitte des Bogen F aufführen. Ebenso neu ist die Kollaboration mit wihajst, die in Zusammenarbeit mit unserer Grafikerin Martina Perrin den Raum als flexible künstlerische Fläche nutzen, um die Licht- und Raumgestaltung in einen Dialog mit der Musik und dem Festival zu setzen. Das Festival als ein Ort des Austausches, an dem sich Performer*Innen und Publikum auf Augenhöhe begegnen – die Idee wollen wir auch in der Licht- und Raumgestaltung aufgreifen.

Das Resultat all unserer Gedankengänge und Ideen findet sich hier im Festivalprogramm wieder. Es geht also ähnlich spektakulär weiter; und wenn uns das letzte Jahr etwas gezeigt hat, dann ist es auf jeden Fall das: Wir haben Lust auf mehr! Wir sehen uns, am Gamut Festival 2019!

Freitag, 20. September

20:30 Uhr
Carte Blanche: Laura Schenk - iety

Laura Schenk, piano
Elio Amberg, tenor saxophone
Amadeus Fries, drums
Martina Berther, bass

Laura Schenk gehört für uns zu den spannendsten Pianist*Innen der Schweiz. Ursprünglich aus Luzern, hat man die mysteriöse und tiefsinnige Pianistin eventuell schon mit East Sister oder ihrem Trio iety gehört. Schenk’s Musik ist eine Mixtur aus Komposition, Improvisation, Sterilität mit Emotion und unkontrollierter Energie beim Zelebrieren des Details. Diese Fusion erzeugt einen unabhängigen Klang mit starker Gravitation. Eigens für das Gamut Festival hat Laura Schenk iety versammelt, um ein neues Set mit der Bassistin Martina Berther - neu bei Sophie Hunger dabei und vor zwei Jahren bei uns auch Solo zu hören - einzustudieren. Wir freuen uns!

iety - hope you were covered up

Where is Mr. R ?!

Luca Ventimiglia, vibraphone
Augustin Bette, drums
Basile Naudet, alto saxophone

Wenn wir uns im vergangen Jahr mit einem bestimmten Ort befasst haben, dann ist es sicherlich Paris. Dieses Trio gehört zweifelsfrei zu einer der spannendsten Gruppen der improvisierten Szene. Etwas aufregenderes gibt es fast nicht - und das von einer ganz jungen Generation. In Paris zusammengewachsen und u.a. im ebenso faszinierenden Musiker*innen-Kollektiv Collectif 2035 aktiv, immerwährend forschend und suchend, lassen diese drei Musiker mit ihren neuartigen Konzepten und kompromisslosen Klängen eine wahrlich noch ungehörte Musik erklingen. Where is Mr. R ?! where is mr r where is mr r here is mr r here is mr r here is mr r whrre isr mr r whrre isr mr r whrre isr mr r whrre isr mr r wrrhre irs ms rs wrrhre irs ms rs wrrhre irs ms rs wrrhre irs ms rs wrrhre irs ms rs

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Bandcamp
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Lotus Eddé Khouri L'anatome

Lotus Eddé Khouri, dance

Reductionism is the basis of my work (inner reduction : gestures/movements, map out of the narration/meaning, and external reduction: artifacts like costumes, set up, lights).

Lotus Eddé Khouri’s Le Temps l’Emportera - ein choreografisches Stück für zwei Tänzer*Innen und eine/n LichttechnikerIn - bildet neben zwei Duos mit den Musikern Jean- Luc Guionnet und Stéphane Rives, die Basis ihrer aktuellen Projekte, welche alle dieselbe Herangehensweise beinhalten: Das Forschen nach verschiedenen Formen, in denen sich Zeit und Raum durch die Auseinandersetzung mit Tanz und Choreographie beeinflussen; sich frei zwischen Autonomie und Synergie, Dialektik und reinem Prozess, Mischung und Spaltung bewegend. As a matter of fact, my work is tight by the hypothesis of a continuum between decision, strategy on one hand and organic, intuition on the other. The slowness - as a mean to stretch time and by its multiple possibilities - is an important tool. Being the opportunity of a point of view on this continuity, by setting, almost tone on tone, some micro-variations that, once developed, reach some radically different space and time.

lotuseddekhouri.com

Jalalu-Kalvert Nelson Unit

Jalalu-Kalvert Nelson, trumpet, voice
Xaver Rüegg, bass
David Meier, drums

As Takemitsu once said, "music is like a mountain and you take from it what you need." For Nelson, the world of music is his universe. He must maintain constant vigilance against a world that feels very comfortable with labels and categories that are only safe and limiting.

Der in Oklahoma geborene Trompeter Jalalu-Kalvert Nelson studierte Komposition mit John Eaton und Iannis Xenakis, lebte von 1974 - 1994 in New York und spielte mit seinen Zeitgenossen William Parker, Hamid Drake uvm. Er arbeitete mit dem Lincoln Center Institute oder dem Guggenheim Museum zusammen, bis er Mitte 90er in die Schweiz, genauer nach Biel zog. Vor ein paar Jahren sind wir auf diese Grösse der komponierten und improvisierten Musik gestossen, und freuen uns riesig, ihn in dieser brandneuen Trio-Formation am Festival begrüssen zu dürfen. Wir stellen vor: Jalalu-Kalvert Nelson Unit. Not to be missed!

jalalukalvertnelson.com

FRACHTER

Flo Götte, e-bass, bass pedals, tubes
Daniel Sailer, e-contrabass, pedals, tubes, fog

FRACHTER erzeugt Drones in den tiefsten Frequenzbereichen. Hypnotische Klang-Urgewalt, die des Hörers Eingeweide massiert und dessen Körper erschüttert! Fiese, tonnenschwere, bösartige Riffs, bis zur Unkenntlichkeit ausgebremst, erheben sich dann und wann über der monoton donnernden und tosenden Finsternis. Werden wiederholt, bis sich eine hypnotische Wirkung einstellt. Mit elementarer Wucht wird jeder Tonwechsel zelebriert. Und das alles zu hören im steinernen Bogen F, zu später Stunde, zwischen den Amp-Türmen liegend erfahrend. Slow. Low. Loud!

soundcloud
bandcamp
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Samstag, 21. September

13:00 Uhr
Denzler-Guionnet

Trio Konzert + Talk über ihr Buch «The Practice of Musical Improvisation» by B. Denzler and J.-L. Guionnet (editors) + offene Diskussion mit Festivalmusiker*Innen und Publikum

Bertrand Denzler, tenor saxophone
Jean-Luc Guionnet, alto saxophone
Luca Ventimiglia, vibraphone

Nach unseren Talks und Interviews in den vergangenen Jahren mit Seymour Wright, Paul Abbot (EG01), Eddie Prévost und John Tilbury, haben wir für die diesjährige Ausgabe des Gamut Festivals Bertrand Denzler und Jean-Luc Guionnet zu Gast. Die beiden Saxophonisten arbeiten schon seit 1999 zusammen (z.B. Hubbub, um nur eine ihrer Gruppen zu nennen) und interviewten zwischen 2003 und 2011 fünfzig verschiedene Musiker*innen, um sie über ihre Praxis der (musikalischen) Improvisation auszufragen. Aus ausgewählten Ausschnitten dieser ganzen Interview-Texte fertigten sie eine Montage an, die alle Interviews in einer riesigen, quasi komponierten Diskussion zusammenfassen. Daraus entstand das bald zu erscheinende Buch «The Practice of Musical Improvisation».

bertranddenzler.com/
jeanlucguionnet.eu

20:30 Uhr
Gamut Kollektiv

Composition by Lotus Eddé Khouri

Silvan Schmid (trp)
Tapiwa Svosve (asax)
Tobias Pfister (tsax)
Philipp Eden (p)
Vojko Huter (guit)
Xaver Rüegg (b)
Paul Amereller (dr)

Exemplarisch für unsere Suche nach Schnittpunkten mit unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksformen und somit nach gegenseitiger Bereicherung, oder im besten Fall nach etwas Neuem – nach einem Paradigmenwechsel, soll unsere aktuelle Zusammenarbeit mit der Tänzerin Lotus Eddé Khouri sein. Die Tänzerin, Choreografin und Improvisatorin hat eine Komposition für unser Kollektiv geschrieben, welche am Gamut Festival uraufgeführt wird. Wie das klingt?

Béatrice Graf - Mess-Ages

Béatrice Graf, everything that sounds

Es ist 2003, irgendwo in einem Park. Béatrice Graf übt, wie sie selbst sagt “sur des batteries »maison«“, also auf einem Holzkoffer aus dem Jahre 1940 als Basstrommel oder beispielsweise einem Kinderschlagzeug. Die Genfer Schlagzeugerin verfolgt ihre eigenen Projekte schon seit Mitte der 90er. Solo, bis Sextett, Improvisation, Komposition, Swing, Hardcore, Elektronik- es gibt fast nichts, was diese Schlagzeugerin nicht gemacht hat. Jetzt ist es aber mittlerweile 2016, mit ihrem grandiosen Duo Ester Poly kommt neben dem Schlagzeug Spielen das Singen dazu. Dann nochmals etwas später, es ist September 2018, bekommt sie zwei einsaitige Gitarren. Diese legt sie auf den Holzkoffer (eben den aus dem Jahre 1940), und bespielt sie mit Essstäbchen. Kofferschlagzeug, einsaitige Gitarren und Gesang: Die BeatRice One Woman Band ist geboren! Und die Texte? Die sind intelligent, gewitzt und politisch. Ein Solo, das es in sich hat und die Probleme unserer heutigen Welt auf ihre ganz eigene Art und Weise anpackt.

beatricegraf.ch
youtube

Pablo Lienhard Φθόγγος – phthoggos

Pablo Lienhard, enhanced alto saxophone

Pablo Lienhard kennt keinen Mittelweg, keine Kompromisse, nein, er geht seinen Weg. Ein höchst radikaler Saxophonist wie es sie in der Schweiz nur selten gibt, der sich vor nichts scheut und ans Limit seiner selbst geht. Lange nach seinen Konzerten sinniert es in einem weiter. In seinem neuen Solo bezeichnet das Wort Φθόγγος, frei übersetzt, mal den lieblichen Sirenengesang, mal das Grollen des Zyklopen. Singen, klingen, schreien, lärmen. Es geht um Klang an sich. Pablo Lienhard untersucht hier Wechselwirkungen zwischen vermeintlichen Gegensätzen. Physis und Digitalität, Zufall und Kontrolle, Trash und Vollkommenheit. Das Instrument wird zum Interface Mensch — Maschine. Beide gestalten sie improvisierend und reagierend Klänge: „Ein irrendes Phantom, wer weiß woher es fuhr; // Wohl schmeichelt es dem Ohr, doch Zittern macht’s im Grunde.“ (Baudelaire)

pablolienhard.com
youtube
soundcloud

Tommy Lobo

Zooey Agro, voc
Tomas Hohler, electronics

„TOMMY LOBO IS UNACCEPTABLE. TOMMY LOBO IS TOMAS HOHLER AND ZOOEY AGRO. ARGO MEAN SLOW AND AGRO MEAN ARTILLERIE /TOMMY MEAN GO LOBOTOMMY BRAIN SURGERY /LOBO MEAN WOLF AND SHE HOWLIN LIKE YOU WILL SEE/LOCO MEAN CRAZY SO WE ON IT INFINETELY.“ Was gibt es da noch zu sagen?

tommylobo.wtf
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zweikommasieben DJ's

zweikommasieben ist ein Magazin aus der Schweiz, das sich seit dem Sommer 2011 die Dokumentation gegenwärtiger Musik und Sounds zur Aufgabe gemacht hat. Dabei werden Künstler*innen interviewt, Essays und Kolumnen geschrieben sowie Fotografien, Illustrationen und Grafiken kreiert. Zudem kuratiert und organisiert zweikommasieben unterschiedliche Veranstaltungen im In- und Ausland – etwa Ebbing Sounds, ein Symposium, das erstmals im Sommer 2018 in San Francisco durchgeführt wurde, oder das alle zwei Jahre in London stattfindende Festival Oto Nove Swiss. Für den letzten Abend des Gamut Festivals kuratiert dieses Luzerner Kollektiv den Abend mit zwei hauseigenen DJs, womit das Gamut Festival 2019 in der Nacht seinen Abschluss finden wird. Bis die Beine müde sind.

zweikommasieben.ch